Der Astronaut (Roman)

Ein Mann erwacht aus einem traumlosen Tiefschlaf. Er weiß nicht, wer er ist, wo er ist, was er hier tut und wer die beiden mumifizierten Leichen neben ihm sind. Verstört nimmt er seine ungewöhnliche Umgebung wahr, die seltsamen Apparate, die seinen Körper über unzählige Schläuche zu versorgen scheinen. Der Raum ist rund, er fühlt sich ungewöhnlich schwer, er ist nackt und im Vergleich zu seinen beiden Kameraden äußerlich in bemerkenswert gutem Zustand. Einer der Körper scheint eine Frau gewesen zu sein. Er kann sich nicht an sie erinnern. Er weiß nicht einmal mehr seinen eigenen Namen. Doch genau den will der aufdringliche Computer von ihm wissen. Lügen nützt nichts, der Computer scheint die Antwort bereits zu kennen. „Nicht korrekt, wie heißen Sie?“ Die ersten Fragen hat er schon mit viel Mühe beantwortet. Wie viel ist zwei mal zwei? Aber sein Name will ihm nicht einfallen.

Dann überfallen ihn Flashbacks, kurze Fetzen aus einem früheren Leben. Langsam kommt er wieder zu sich, stellt fest, dass er sich auf einem Raumschiff befindet. Er stellt fest, dass er allein ist. Abgesehen von seinen beiden Gefährten, die die Reise offensichtlich nicht überlebt haben. Und natürlich dem störrischen Computer. In seiner Erinnerung tauchen Kinder auf, viele Kinder, er scheint Lehrer gewesen zu sein. Aber was macht ein Lehrer auf einem Raumschiff und wo genau ist er? Er erkennt eine wissenschaftliche Neigung, und wenn er wissenschaftlich denkt, denkt er im metrischen System, sonst im angloamerikanischen. Das ist interessant. Anscheinend ist er Amerikaner und anscheinend ist er Wissenschaftler. Offenbar ist er auf einer Reise in den Weltraum, auf einer langen Reise. Die Sonne – ist gar nicht die Sonne. Zumindest nicht die, die einmal sein Heimatstern war. Beruhigend ist das alles nicht…

Der Autor Andy Weir beschreibt in seinem dritten Roman, der im Original unter dem Titel „Project Hail Mary“ im Jahr 2021 erschienen ist, eine düstere Geschichte unserer Zukunft. Die Geschichte überrascht den Leser mit nicht immer vorhersehbaren und zum Teil verstörenden Wendungen. Der Autor, der durch den Roman zum Film „Der Marsianer“ bekannt wurde, versteht es wie kaum ein anderer, eine bedrückende Situation so zu beschreiben, dass man das Buch manchmal mit einem Kloß im Hals aus der Hand legt. Das Gefühl der Einsamkeit bekommt eine unfassbare Dimension. Andy Weir hat sich bereits in „Der Marsianer“ mit diesem Thema auseinandergesetzt und versteht es, dem Protagonisten auch in Zeiten größter Not immer wieder einen Strohhalm zu bieten, an dem er sich festhalten kann. Und er klammert sich an alles, was nach Hoffnung aussieht. Was soll er sonst tun? Sterben ist keine Option.

Eines der besten Bücher seit langem.